Colortune-Zündkerze  was ist das?

Optimale Vergasereinstellung an Motorradmotoren erfordern präzise Mess- und Diagnosegeräte, deren Anschaffung sich eigentlich nur für Werkstätten lohnt. Doch es gibt eine andere Alternative, die auch für den Do-it-yourself-Motorradfahrer praktikabel ist.

Die Grundidee ist bestechend: Die Färbung der bei der Verbrennung entstehenden Flammen lässt Rückschlüsse auf die Gemischzusammensetzung zu. Durch Drehen der Gemischregulierschraube oder eine andere Bedüsung verändert sich die Flammenfärbung im Brennraum und ermöglicht so die richtige Einstellung des Kraftstoff-Luft-Verhältnisses.

Diese Technik wurde möglich durch eine Entwicklung der britischen Firma Gunson. Sie brachte unter der Bezeichnung Colortune eine Zündkerze mit einem planen Glasisolator auf den Markt. Die Anwendung ist denkbar einfach. Bei betriebswarmen Motor wird zunächst die normale Zündkerze heraus geschraubt und durch die Colortune-Kerze ersetzt. Die elektrische Verbindung zum serienmäßigen Kerzenstecker erfolgt über ein Adapter-Zündkabel.

Nach dem Starten des Motors wird zunächst der Leerlauf so eingestellt, dass das Triebwerk langsam und gleichmäßig dreht. Dann wird die Gemischregulierschraube so weit gedreht, bis die Verbrennungsflamme ein helles Gelb aufweist. Dies bedeutet, dass das Gemisch relativ fett ist. Durch Zurückdrehen der Regulierschraube magert das Gemisch ab, bis die Flammenfärbung in ein kräftiges Dunkelblau (Bunsenblau) umschlägt. Hellblau, der Bereich der maximalen Wirtschaftlichkeit, birgt Hitzegefahren. Die gesamte Prozedur ist bei sämtlichen Zylindern zu wiederholen. Damit sind die Vergaser unter Leerlaufbedingungen optimal eingestellt.

Der nächste Schritt ist die Überprüfung des Kraftstoff-Luft-Gemisches im Teillastbereich und beim Übergang von Leerlauf- zum Teillastbereich. Hierzu wird innerhalb von ca. 10 Sekunden aus dem Leerlauf heraus stetig bis etwa 3000 / min angehoben. Die Leuchtkraft der Flamme muss allmählich abnehmen, die Farbe aber Blau bleiben. Ändert sich die Farbe, hilft eine ausführliche Diagnosetabelle bei der Fehlersuche. Dies gilt auch für Veränderungen, die sich beim plötzlichen Öffnen und langsamen Schließen der Vergaser ergeben. Erfolgt kein Farbumschlag von Orange nach Blau, dann könnte
Nebenluft auf der Ansaugseite die Ursache sein.

Für problemloses Testen in der richtigen Reihenfolge mit gleichzeitiger Fehlererkennung liegt jeder Colortune-Packung ein sogenannter „Test-Baum“ in Form eines Flussdiagramms bei.

So perfekt die Einstellungen auch vorgenommen werden kann, es bleiben dennoch einige Einschränkungen. So ist ein Test bei Höchstdrehzahl nicht möglich, da dies die Wärmebeständigkeit der Glaszündkerze überfordern würde. Hier muss nach alter Väter Sitte die Begutachtung des Kerzenbildes genügen.

Die Anwendung der Colortune beschränkt sich im übrigen nicht allein auf korrekte Vergasereinstellung und Erkennen möglicher Fehler auf der Vergaserseite. Auch bei Fehlern in der Zündanlage kann die Testkerze helfen. Hierüber gibt die ausführliche Anleitung Auskunft. Wichtig für den Gebrauch der Colortune-Kerze:
Nach Benutzung muss sie mit der jeder Packung beigelegten Ammonium-Acetat-Lösung gereinigt werden. Ist die Spezialflüssigkeit ausgegangen, tut es auch das gängige Trichloräthylen.

Folgende Möglichkeiten der Verbrennungsfarbe können durch die Colortune beobachtet werden:

1. Orange: fettes (zuviel Benzin) Gemisch
2. Bunsenblau: richtiges Benzin-Luft-Gemisch
3. Weißlich-Blau: mageres Gemisch
4. Keine oder stark aussetzende Flamme: kein Zündfunke oder zu mageres Gemisch
5. Aussetzende, grellweiße Blitze: defekter Kondensator
6. Bunsenblau mit grüner Farbe wechselnd, grüne Farbblitze: mitverbrennendes Öl im richtigen Benzin-Luft-Gemisch
7. Bunsenblau mit rot-violetter Farbe oder Farbblitzen: mitverbrennendes Öl im richtigen Benzin-Luft-Gemisch

 


© Dieter Kramer 2003   [09.03.2012]